Christoph: «Mich beeindruckt dein Statement in dieser Runde. Das war ehrlich und mutig!» Antwort Teilnehmerin: «Das war nicht mutig, denn es war eine vertrauensvolle Situation. Am Anfang vom Tag hätte ich das nicht so geäussert.»

Diese Wortwechsel motivierte mich, von einem Teamentwicklungsanlass in der Natur und vom vertrauensvollen Rahmen zu berichten, welcher zu gewichtigen und ehrlichen Aussagen von Teilnehmenden führt.

Rahmenbedingungen

Wir wurden für einen Teamentwicklungstag mit 40 Personen engagiert. Es war ein Anlass, an welchem alle Mitarbeiter:innen vom Unternehmen gemeinsam einen Tag in der Natur unterwegs sein sollen. Mit dabei waren Aufsichtspersonen, Putzpersonal, Projektarbeiter:innen, das Hauswartteam, die Geschäftsleitung. Das Team hat sich in dieser Zusammensetzung noch nie so getroffen und wir hatten die schöne Aufgabe, für diese heterogene Gruppe Gastgeberin zu sein.

Aktivierung

Wie wir es meistens tun, haben wir auch mit dieser Gruppe einen ansprechenden, wilden Platz im Wald als Arbeitsort auserkoren. Den Morgen gestalteten wir handlungsorientiert. So hat jede:r Teilnehmende aktiv Ressourcen für das gemeinsame Wohl eingesetzt: 

-       Ein Platz im Wald wurde so eingerichtet, dass wir uns verpflegen konnten

-       Ein Ort fürs Arbeiten mit Moderationswand und Stuhlkreis wurde erstellen

-       Ein Küchenplatz entstand

-       Auf verschiedenen Feuerstellen wurden unterschiedliche Speisen für ein Mittagsbuffet gekocht

Jene Aktivierung, welche die Teilnehmenden in der Handlung erfahren, unterstützt es, persönliche und echte Beiträge in Gesprächen zu teilen. Gleichzeitig hat das «gemeinsam-in-der-Handlung-sein» einen positiven Effekt im Gruppengefühl. Dies verändert Hemmschwellen und auch herausfordernde Themen können besser und konstruktiver benannt werden.

Sich sicher fühlen 

Am Nachmittag gab es mehrere Gesprächssequenzen im Kreis. In der Pause ereignete sich das einangs erwähnte Gespräch. Ich sagte einer Teilnehmerin, wie wichtig und mutig ich ihren Beitrag, den sie geteilt hat, fände. Sie antwortete: «Das war nicht mutig, denn es war eine vertrauensvolle Situation. Am Anfang vom Tag hätte ich das nicht so geäussert.» Diese Aussage bestätigte mein Gefühl, dass es etwas Wichtiges war, was diese Teilnehmerin gesagt hat. Die genannte vertrauensvolle Situation, verstehe ich auch als den vertrauensvollen Rahmen, in welchem sich Menschen sicher fühlen.

Wenn wir ein Team eine bestimmte Zeit begleiten und in einen echten Austausch bringen, gilt es die Kultur der sicheren und damit vertrauensvollen und wirkungsvollen Gesprächsrunde einzuführen.

Fürs Vertrauen ist das Gehört- und Gesehen-Werden wichtig. So streben wir in Gesprächsrunden an, dass jede Person, die redet die volle Aufmerksamkeit der anderen bekommt. Dies wird unterstützt durch die Form des Zusammenkommens und die Struktur. Gerne nutzen wir als Form den Kreis, in welchem jede Person in der ersten Reihe sitzt oder steht. Je nach Absicht, welche in der Runde verfolgt wird, kommen alle Personen zu Wort oder nur jene, welche einen Beitrag teilen wollen. Wir achten darauf, dass es im Laufe eines Tages einige Gesprächsrunden gibt, in welchen alle gesehen/gehört werden und sich mitteilen müssen. Dies ist fürs Warm-up der Gruppe und die Aktivierung jedes Einzelnen wichtig.

Das Ziel von Gesprächsrunden ist, dass sich Teilnehmer:innen gerne äussern. Die Klassenbegleiter:in ist bemüht die Bedingungen dazu zu bieten und lädt die Teilnehmer:innen ein, fokussiert zu zuhören und die Beträge anderer damit wertzuschätzen. 

Für jede Runde wählt der/die Klassenbegleiter:in bewusst eine Struktur und kommuniziert sie. Diese Struktur gibt die Reihenfolge vor, von, wer an der Reihe ist. Wir nutzen die Reihenfolgen von reihum oder die der Popcornpfanne. Popcornpfanne ist so, dass sich diejenige Person meldet, bei welcher ein Gedanke aufpoppt. Die Struktur führt an sich selbst und muss von der Leitungsperson geführt und eingefordert werden, um eine sichere Runde zu ermöglichen. 

Die Struktur und alle vorgängig abgemachten Regeln einer Gesprächsrunde sehen wir als das Gerüst vom sich Mitteilen und Zuhören. Der Kern vom gelungenen Austausch sind die Werte wie Respekt, Offenheit und Geduld. Im Besten Fall fühlen sich die Menschen miteinander verbunden und erachten es als lohnend, die Zeit für die Teamarbeit aufzuwenden. Diese Begebenheit habe ich bei Teilnehmer:innen im Verlauf von einem Teamentwicklungstag öfters zum Positiven hin verändernd beobachtet.